Biogas aus Reststoffen der Agroindustrie
Pressschnitzel sind nicht nur als Tierfutter wertvoll | Bildquelle: Kuratorium für Versuchswesen und Beratung im Zuckerrübenanbau
Ob Bierherstellung, Kartoffelverarbeitung, Zuckerproduktion, Biodieselgewinnung, Alkoholerzeugung oder Trester aus der Obstverarbeitung - die anfallenden Nebenprodukte und Reststoffe in der Agroindustrie sind optimal zur Biogas Produktion für eine Biogasanlage geeignet.
Treber aus der Bierproduktion
Im Bierland Deutschland mit über 1300 Brauereien fallen große Mengen Treber (Malzrückstände) als Nebenprodukt des Brauvorgangs an.
Treber ist zwar auch als Tierfutter sehr beliebt, aber die Produktion von Biogas mit Treber ist eine weitere Verwedungsmöglichkeit. Durchschnittlich erzielt Treber einen Ertrag von 231 Kilowatt elektrischer Leistung pro Tonne Frischmasse (kWhel/Tonne Frischmasse). Auch die anfallende Hefe und der Malzstaub eignen sich hervorragend für die Fermentation in einer Biogasanlage.
Kartoffel-Pülpe aus der Stärkeproduktion
Pülpe ist ein Nebenprodukt, wenn Kartoffeln in der Agroindustrie zu Stärke verarbeitet werden. Pülpe besteht aus Schalen, Zellwänden und Stärkezellen. Zur Pülpe kommt eine große Menge an Kartoffelfruchtwasser und mit organischem Material zersetztem Prozesswasser in diesem Agroindustrie-Bereich hinzu. Die Pülpe hat mit 229 kWhel/Tonne Frischmasse ein dem Treber vergleichbaren Biogas-Ertrag und fällt in der Agroindustrie in beachtlichen Mengen an.
Pressschnitzel & Melasse aus der Zuckerproduktion
Werden Zuckerüben zu Kristallzucker verarbeitet, so entstehen Pressschnitzel und Melasse. Zwar endet die Melasse in der Regel als Tierfutter, in Hefefabriken oder Brennereien, doch für die Biogas Produktion sind sie ebenfalls sehr attraktiv: der noch sehr hohe Zuckergehalt ergibt 629 (Melasse) bzw. 242 kWhel/Tonne Frischmasse (Pressschnitzel). Die Lagerung von Pressschnitzel und Melasse ist unproblematisch. Pressschnitzel werden siliert und die Melasse in der dafür vorgesehenen Vorgrube der Biogas Anlage vorgehalten.
Biodieselgewinnung: Presskuchen & Glycerin
Presskuchen und Roh-Glycerin sind Nebenprodukte der Biodieselgewinnung aus Raps. Da beide einen hohen Restölgehalt haben, sind Presskuchen und Glycerin dieses Agroindustrie-Bereiches sehr interessant für die Biogas-Produktion. Presskuchen und Glycerin haben einen Biogas-Ertrag von weit über 1.000 kWhel/Tonne Frischmasse. Allerdings ist zu beachten, dass Glycerin als Kosubstrat nicht mehr als 6 % des Gesamtsubstrats der Biogas-Produktion ausmachen sollte. Höhere Konzentrationen haben einen neagtiven Einfluss auf die Fermentation und die Biogas-Ausbeute.
Schlempe aus der Alkoholerzeugung
Verarbeitet man in der Agroindustrie Getreide, Rüben, Kartoffel oder Obst zu Alkohol, entsteht Schlempe. Die Schlempe wird in der Regel noch als Tierfutter oder Dünger verwendet. Zwar liegt der Biogasertrag der Schlempe mit ca. 60-70 kWhel/Tonne Frischmasse vergleichsweise niedrig. Doch das aus Schlempe gewonnene Biogas kann dem Produktionsprozess von Alkohol zurückgeführt werden. Hat das Unternehmen eine eigene Biogasanlage mit BHKW, kann es die Wärme und den Strom selbst wieder für die Alkoholerzeugung verwenden. Damit wird Schlempe in diesem Agroindustrie-Sektor wesentlich effektiver als in der Viehhaltung genutzt.
Trauben & Obst = Wein, Saft & Trester
Auch Trester als Nebenprodukt der Wein- und Saftproduktion ist ein guter Energieträger zur Produktion von Biogas. Durchschnittlich werden mit Trester 187 kWhel/Tonne Frischmasse erzielt. Damit erreicht Trester nicht die hohen Werte von Presskuchen und Glycerin, befindet sich aber auf einem vergleichbaren Niveau mit Pülpe, Pressschnitzel, Melasse und Treber.
Neben diesen Reststoffen aus der Agroindustrie gibt es noch weitere Biogas Substrate. In Frage kommt beispielsweise Biogas aus Gülle und Mist oder Biogas aus NawaRo.