Das sollten Sie über Hochtemperatur-Wärmepumpen wissen
Was für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe spricht:
Sie macht es möglich, auch einen kaum sanierten Altbau mit einer Wärmepumpe zu beheizen. Weitere Kosten für Dämmung, Fenstertausch oder den Einbau einer Fußbodenheizung bleiben aus. Der Wechsel von einer Öl- oder Gasheizung ist dadurch schnell gemacht. Dabei profitieren Sie auch von der derzeit hohen staatlichen Förderung.
Was bei einer Hochtemperatur-Wärmepumpe problematisch ist:
Die Anschaffungskosten sind hoch. Und – anders als bei herkömmlichen Wärmepumpen – auch die Heizkosten. Denn um auf hohe Vorlauftemperaturen zu kommen, braucht eine Hochtemperatur-Wärmepumpe einiges an Strom. Je mehr sie leistet, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit von frühzeitigem Verschleiß. Meist wäre es sinnvoller, den Wärmebedarf und damit die Vorlauftemperatur durch einzelne Maßnahmen wie einen Heizkörpertausch oder das Dämmen der obersten Geschossdecke zu senken. Dann kann eine Standard-Wärmepumpe zum Einsatz kommen. Dadurch sparen Sie Energie und Kosten.
Vorteile | Nachteile |
kann Vorlauftemperaturen von über 55 Grad Celsius bereitstellen | andere Heizsysteme kommen wirtschaftlicher auf hohe Vorlauftemperaturen |
lässt sich mit PV-Anlage kombinieren ➢ geringere Energiekosten | weniger effizient als herkömmliche Wärmepumpe ➢ höhere Stromkosten |
kein zusätzlicher Wärmeerzeuger erforderlich ➢ keine zusätzlichen Kosten | hohe Anschaffungskosten |
Wärmedämmung muss nicht verbessert werden | verzichten Sie auf Wärmedämmung, verschwenden Sie Energie |
vorhandene Heizkörper können weitergenutzt werden | hohe Leistung kann Lebensdauer der Wärmepumpe mindern |
Anschaffung und Einbau werden mit bis zu 70 % vom Staat gefördert | |
eignet sich gut für Austausch von Öl- oder Gasheizung | |
ist umweltschonender als fossile Heizsysteme | |
Schornstein ist nicht (mehr) erforderlich | |
Was ist eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Hochtemperatur-Wärmepumpen können, wozu Standard-Wärmepumpen nicht in der Lage sind: Vorlauftemperaturen von mehr als 55 Grad Celsius liefern. Dafür besitzen sie größere Verdichter und teils zusätzliche Bauteile. Manche arbeiten mit Kältemitteln, die schon bei geringem Druck viel Wärme aufnehmen können.
Teilweise wird noch einmal in Mittel- und Hochtemperatur-Wärmepumpen unterschieden. Mitteltemperatur-Wärmepumpen kommen auf Vorlauftemperaturen zwischen 55 und 80 Grad Celsius. Als Hochtemperatur-Wärmepumpen gelten dann nur solche, die mindestens 80 Grad Celsius schaffen. Letztere kommen vorrangig in der Industrie zum Einsatz. Für die direkte Wärmeversorgung von Wohngebäuden reichen Vorlauftemperaturen im mittleren Bereich.
Wie eine Wärmepumpe Wasser warm werden lässt
Die Arbeit einer Wärmepumpe besteht darin, Heizwasser auf ein bestimmtes Temperaturniveau – die sogenannte Vorlauftemperatur – zu erhitzen. Das erhitzte Wasser fließt dann über Rohrleitungen zu den Heizflächen, welche die Wärme an die Räume abgeben. Der energetische Zustand des Hauses und die Art der Heizflächen (Heizkörper oder Fußbodenheizung) entscheiden dabei darüber, wie hoch die Vorlauftemperatur ausfallen muss.
Je schlechter ein Gebäude gedämmt ist und je kleiner die Wärme-übertragenden Flächen sind, desto heißer muss das Heizwasser sein. Mit einer herkömmlichen Wärmepumpe eine hohe Vorlauftemperatur zu erreichen, ist jedoch sehr ineffizient und ab einem gewissen Grad technisch nicht mehr realisierbar.
Der Grund hierfür liegt in der Funktionsweise der Wärmepumpe und den daran beteiligten Komponenten:
- Die Wärmepumpe entnimmt einer Umweltquelle (Luft, Erde oder Grundwasser) Wärmeenergie.
- Diese Wärme überträgt sie mittels eines Wärmetauschers (Verdampfer) auf ein flüssiges Kältemittel. Das Kältemittel wird daraufhin gasförmig.
- Als Gas gelangt es dann zu einem Kompressor (Verdichter). Dieser wird durch Strom angetrieben und übt Druck auf das Kältemittel aus, damit es zusätzliche Wärme aufnimmt. Dies tut er solange, bis die benötigte Vorlauftemperatur erreicht ist.
- Ein zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) überträgt die Wärme dann auf das Heizwasser. Dadurch kühlt sich das Kältemittel ab und wird wieder flüssig.
- Nachdem es am Entspannungsventil dekomprimiert wurde, kann es den Kreislauf erneut durchlaufen.
Warum Hochtemperatur-Heizwasser Wärmepumpen herausfordert
In vielen Altbauten verlangt das Heizsystem oft schon bei moderaten Außentemperaturen nach Vorlauftemperaturen von 65 Grad Celsius und mehr. Sinken die Temperaturen draußen in den Minusbereich, steigen die Wärmeverluste und mit ihnen die benötigte Vorlauftemperatur. In extremen Fällen geht sie auf über 90 Grad Celsius hoch.
Die Gründe:
- Oft fehlt es in Altbauten an ausreichender Dämmung. Dadurch geht viel Wärme durch Wände, Dach und Boden verloren. Um die Wärmeverluste auszugleichen, muss viel und häufig nachgeheizt werden.
- Zur Übertragung der Wärme dienen meist Heizkörper. Diese haben nur eine kleine Übertragungsfläche. Sie brauchen daher sehr heißes Wasser, um ausreichend Wärme abgeben zu können.
Für eine Standard-Wärmepumpe ist eine Vorlauftemperatur von 65, 70 oder mehr Grad jedoch nicht zu schaffen. Denn je höher die Vorlauftemperatur, desto größer ist der Temperaturhub, den sie zu überwinden hat. Dabei handelt es sich um den Abstand von der Vorlauf- zur Quelltemperatur.
Bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen und mit Erdwärmesonden arbeitenden Sole-Wasser-Wärmepumpen liegt die Quelltemperatur auch im Winter bei rund 10 Grad Celsius. Luft-Wärmepumpen und Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Flächenkollektoren bekommen es an sehr kalten Tagen dagegen auch schon einmal mit Minustemperaturen zu tun.
Je niedriger die Quelltemperatur und je höher die Vorlauftemperatur ist, desto stärker muss das Kältemittel komprimiert werden. Dabei geraten jedoch sowohl viele Kältemittel als auch einige Bauteile schnell an ihre Grenzen. Vorlauftemperaturen von über 55 Grad Celsius bereitzustellen, ist daher für eine Standard-Wärmepumpe technisch meist nicht möglich.
Varianten der Hochtemperatur-Wärmepumpe
Da jedoch hohe Vorlauftemperaturen in verschiedenen Bereichen gebraucht werden, entwickelten Wärmepumpenhersteller Modelle, die in der Lage sind, diese zu liefern: Hochtemperatur-Wärmepumpen. Je nach Bauart kommen sie auf bis zu 120 Grad Celsius.
Zweikreis-Hochtemperatur-Wärmepumpe
Im Wohnbereich findet vor allem ein Modell Anwendung: die Zweikreis-Hochtemperatur-Wärmepumpe. Ein Einfamilienhaus kann damit mit bis zu 90 Grad heißem Heizwasser versorgt werden. Wie der Name schon vermuten lässt, besteht ihre Funktionsweise in dem Ablauf zweier nacheinander geschalteter Kältemittel-Kreisläufe. Der erste gestaltet sich dabei wie bei einer herkömmlichen Wärmepumpe und führt zu einer Vorlauftemperatur von rund 40 Grad Celsius. Diese wird dann im zweiten Kreislauf weiter erhöht. Als Verdampfer fungiert dabei der Verflüssiger des ersten Kreislaufes. Außerdem kommt ein anderes Kältemittel zum Einsatz, welches auf die höhere Eingangstemperatur ausgelegt ist. Verdichter und Ventile sind derweil an den mit der höheren Komprimierung einhergehenden Druck angepasst.
Die neuesten Wärmepumpen-Modelle nutzen das natürliche Kältemittel Propan. Damit kommen sie schon bei einem Druck von unter 28 bar auf Vorlauftemperaturen von bis zu 75 Grad. Ein zweiter Kältemittel-Kreislauf ist daher nicht erforderlich. Ein weiterer Vorteil von Propan: Es hat im Gegensatz zu den meisten Kältemitteln nur ein geringes Treibhauspotenzial. Es darf somit auch in Zukunft verwendet werden. Und es bringt Ihnen bei der Förderung einen Bonus von 5 Prozent ein.
Der Wärmepumpentest der Stiftung Warentest hat 2024 zwei Propan-Wärmepumpen als Testsieger hervorgebracht: Die Buderus Logatherm WLW186i 10AR schafft bis zu 75 Grad. Bei der Weishaupt Aerodock WAB 11 ist eine Vorlauftemperatur von bis zu 70 Grad möglich. Auch die drittplatzierte Wärmepumpe, die LG Electronics Therma V, arbeitet mit Propan und kann Heizwasser auf bis zu 75 Grad erhitzen.
Vor allem in der Industrie kommt eine Hochtemperatur-Wärmepumpe zum Einsatz, die CO2 als Kältemittel nutzt. Dessen besondere Eigenschaften ermöglichen es der Wärmepumpe, eine Quelltemperatur von 35 Grad zu einer Vorlauftemperatur von bis zu 90 Grad Celsius zu erhöhen. Als Wärmequellen dienen dabei industrielle Abwärme sowie Kühl- oder Abwässer. Es findet also eine Wärmerückgewinnung statt. Da CO2-Wärmepumpen sehr aufwändig in der Herstellung sind, kommen sie vor allem dann zur Anwendung, wenn viel Wärme benötigt wird – beispielsweise zur Bereitstellung von Fernwärme.
Eine besondere Form der Hochtemperatur-Wärmepumpe ist die Heißgas-Wärmepumpe. Bei dieser wird ein Teil des komprimierten Kältemittels (= Heißgas) direkt vom Verdichter abgeleitet, um dann von einem zusätzlichen Wärmetauscher auf 65 Grad Celsius gebracht zu werden. Anschließend wird die Wärme auf einen Pufferspeicher übertragen. Das darin befindliche Wasser dient in diesem Fall allerdings nicht zum Heizen, sondern als Brauchwasser.
Eine solche Hochtemperatur-Wärmepumpe ist also weniger für Altbauten mit hohen Vorlauftemperaturen geeignet. Viel eher bietet sie sich für Gebäude wie Neubauten an, in denen die Vorlauftemperatur niedrig genug für den Einsatz einer herkömmlichen Wärmepumpe ist. Die kann jedoch nicht die 60 Grad Celsius liefern, die zum Vermeiden gesundheitsgefährdender Legionellen im Trinkwasser erforderlich sind. Dieses muss somit auf andere Weise erhitzt werden. Mit einer Heißgas-Hochtemperatur-Wärmepumpe lassen sich die unterschiedlichen Anforderungen bedienen.
Vorteile einer Hochtemperatur-Wärmepumpe
Hochtemperatur-Wärmepumpen sind also vielseitig einsetzbar: um den hohen Wärmebedarf unsanierter Altbauten zu decken, um für keimfreies Trinkwasser in Neubauten zu sorgen oder in der Industrie. Je nach Gegebenheit kann eine Hochtemperatur-Wärmepumpe also sowohl im Einfamilienhaus als auch im Mehrfamilienhaus oder sogar in einer ganzen Wohnanlage die Wärmeversorgung übernehmen.
Sie sparen Sanierungskosten
Was sie besonders für Altbauten attraktiv macht: Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe bekommt Ihr Haus auch dann warm, wenn Sie keine weiteren Sanierungsmaßnahmen vornehmen. Dadurch sparen Sie sich die Arbeiten und Ausgaben für Dämmung, neue Fenster und den Einbau einer Fußbodenheizung. So kann eine Fassadendämmung schnell mal mit mehreren 10.000 Euro zu Buche schlagen.
Bei manchen Altbauten sind zusätzliche Sanierungen auch gar nicht so einfach umzusetzen. Steht ein Gebäude unter Denkmalschutz, sind viele Auflagen einzuhalten. Aber auch ohne diese können sich Dämmmaßnahmen schwierig gestalten – beispielsweise, weil Ihnen der Dachüberhang für eine Außendämmung fehlt oder Sie nicht wollen, dass eine Innendämmung Ihre Räume verkleinert.
Auch das Nachrüsten mit einer Fußbodenheizung ist nicht in jedem Raum einfach so möglich.
➢ Tipp: Eine Wärmepumpe kann auch ohne Fußbodenheizung arbeiten. Sie braucht nur die passenden Heizkörper.
Unkomplizierter Umstieg auf erneuerbare Energien
Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ermöglicht es Ihnen also, ohne großen Aufwand von einem fossilen auf ein regeneratives Heizsystem umzurüsten. Statt Ihrer derzeitigen Gas- oder Ölheizung kann sie dann in Zukunft für hohe Vorlauftemperaturen sorgen. Dabei hat sie auch anderen umweltschonenden Heizungsarten einiges voraus:
-
Pelletheizung: Für eine Pelletheizung müssen Sie im Haus über einen ausreichend großen Raum zur Lagerung der Pellets verfügen. Eine Hochtemperatur-Luftwärmepumpe benötigt dagegen nur etwas Platz im Garten für ihre Außeneinheit. Auch die Zeit für Kauf und Lieferung der Pellets sowie die Besuche vom Schornsteinfeger bleiben Ihnen mit einer Hochtemperatur-Wärmepumpe erspart.
-
EE-Hybridheizung: Sie können auch eine Standard-Wärmepumpe mit einer Solarthermie-Anlage, einem Kaminofen oder auch beidem kombinieren. Dann müssen Sie aber mehrere Wärmeerzeuger kaufen und diese dann auch alle warten lassen. Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe kann dagegen ganz allein für Wärme sorgen.
Ein weiterer Vorteil gegenüber Verbrenner-Heizungen: Sie können eine Hochtemperatur-Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage koppeln. Dann arbeitet sie in sonnenreichen Stunden vollständig mit Umweltenergie. Solarstrom zu nutzen, ist nicht nur ökologisch, sondern spart auch Kosten und macht Ihre PV-Anlage wirtschaftlicher. Den Rest der Zeit sollten Sie auf Ökostrom als Antriebsenergie setzen. Denn zum allgemeinen Strommix tragen derzeit noch fossile Energieträger wie Kohle und Gas bei.
Förderung von bis zu 70 Prozent
Da eine Hochtemperatur-Wärmepumpe zum großen Teil erneuerbare Energien nutzt, werden ihre Anschaffung und Installation staatlich gefördert. So erhalten Sie bei der Heizungsförderung im Rahmen der BEG einen Zuschuss von mindestens 30 Prozent.
Entscheiden Sie sich für eine Wärmequelle mit durchgängig hoher Temperatur – also Erdboden, Grundwasser oder Abwasser –, bringt Ihnen dies aufgrund höherer Effizienz einen Bonus von 5 Prozent ein. Gleiches gilt, wenn Ihre Wärmepumpe ein natürliches Kältemittel wie Propan verwendet.
Um weitere 20 Prozent erhöht sich der Fördersatz, wenn Sie mit der Hochtemperatur-Wärmepumpe ein altes fossiles Heizsystem ersetzen (Klimageschwindigkeitsbonus). Dies gilt auch dann, wenn Ihr alter Gas- oder Ölkessel von der nach § 72 GEG vorgeschriebenen Austauschpflicht betroffen ist.
Beträgt Ihr Haushaltsjahreseinkommen weniger als 40.000 Euro, erhalten Sie außerdem den Einkommensbonus in Höhe von 30 Prozent.
Insgesamt übernimmt der Staat bis zu 70 Prozent der Investitionskosten. Von diesen sind in einem Einfamilienhaus allerdings nur maximal 30.000 Euro förderfähig.
Nachteile einer Hochtemperatur-Wärmepumpe
Trotz all dieser Vorteile: Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ist für Altbauten nicht automatisch die beste Heizungsart. Denn hohe Vorlauftemperaturen bedeuten bei Wärmepumpen immer auch hohe Stromkosten.
Schon bei der Anschaffung schlagen Wärmepumpen mit hohen Preisen zu Buche. Hochtemperatur-Wärmepumpen sind aufgrund ihrer höheren Leistung teils etwas teurer als Standard-Wärmepumpen. Aber auch die Wahl von Hersteller und Modell beeinflusst die Höhe des Kaufpreises. Im Durchschnitt liegt dieser zwischen 8.000 und 16.000 Euro. Es gibt aber auch Modelle, für die Sie über 20.000 Euro zahlen.
Hinzu kommen dann noch die Kosten für die Installation. Bei einer Luft-Wärmepumpe verläuft diese meist ohne größeren Aufwand. Bei Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen muss dagegen erst die Wärmequelle erschlossen werden. Dafür bedarf es genehmigungspflichtiger Erdarbeiten. Die höhere Effizienz, die Sie dadurch erzielen, bringt Ihnen zwar einen Bonus bei der Förderung ein. Dafür haben Sie aber auch höhere Ausgaben.
Insgesamt liegen die Kosten für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe bei durchschnittlich 20.000 bis 40.000 Euro. Ausschlaggebend ist dabei auch, wie viel die Installateure für ihre Arbeit berechnen. Lassen Sie sich daher von mehreren Heizungsfachbetrieben ein Angebot machen. Dann können Sie sich das günstigste heraussuchen.
Die im Vergleich zu anderen Heizsystemen hohen Anschaffungskosten gleichen Wärmepumpen normalerweise durch niedrigere Heizkosten aus. So haben Standard-Wärmepumpen einen Wirkungsgrad von 300 bis 500. Bei alten Öl- und Gasheizungen beträgt der Wirkungsgrad dagegen nicht einmal 100. So brauchen Wärmepumpen durch die Nutzung von Umweltenergie nur 1 kWh Strom, um auf 3 bis 5 kWh Wärme zu kommen. Dafür darf jedoch der Temperaturhub nicht zu groß ausfallen. Genau das ist aber der Fall, wenn eine Hochtemperatur-Wärmepumpe eine Vorlauftemperatur von 70 Grad oder mehr bereitstellen soll.
➢ Tipp: Warum die Effizienz einer Wärmepumpe ab einer Vorlauftemperatur von 55 Grad rapide abnimmt, erklärt der Energiesparkommissar in diesem Video:
So kommt eine herkömmliche Luftwärmepumpe bis zu einer Vorlauftemperatur von 55 Grad Celsius auf eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3. Jedes weitere Grad, das geleistet werden muss, senkt diese um rund 6 Prozent. Der Grund dafür: Je stärker das Kältemittel komprimiert werden muss, desto mehr Strom wird benötigt. Zwar arbeiten Hochtemperatur-Wärmepumpen etwas effizienter als Standard-Wärmepumpen. Aber um bei gleicher Quelltemperatur eine Vorlauftemperatur von 70 Grad Celsius zu erreichen, kommen auch sie nur auf eine JAZ von rund 2. Strom macht dann 50 Prozent der erzeugten Wärmeenergie aus. Da Strom circa dreimal so viel kostet wie andere Energieträger, ist eine Wärmepumpe nur mit einer Jahresarbeitszahl von mindestens 3 wirklich wirtschaftlich.
➢ Tipp: Sie sparen Heizkosten, wenn Sie Wärmepumpenstrom nutzen oder Ihre Wärmepumpe mit einem dynamischen Stromtarif betreiben.
Andere Heizsysteme sind wirtschaftlicher
Eine niedrige Jahresarbeitszahl in Kombination mit einem hohen Strompreis macht eine Hochtemperatur-Wärmepumpe somit nicht gerade zu einem günstigen Heizsystem. Bei einer Pelletheizung haben Sie ähnlich hohe Anschaffungskosten, jedoch niedrigere Energiepreise. So beträgt der Pelletpreis im März 2025 durchschnittlich 7,6 Cent je kWh. Strom kostet dagegen meist mindestens 25 Cent je kWh. Hat also die Hochtemperatur-Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von unter 3, heizen Sie mit ihr weniger wirtschaftlich als mit einer Pelletheizung. Da diese das Heizwasser mittels Verbrennung erhitzt, kann sie problemlos hohe Vorlauftemperaturen erreichen.
Gleiches gilt auch für wasserführende Pelletöfen: Kombinieren Sie einen solchen mit einer herkömmlichen Wärmepumpe zu einer EE-Hybridheizung, entlastet er die Wärmepumpe. So sorgt der Ofen insbesondere an sehr kalten Tagen für die benötigte Heizwasser-Temperatur. Die Wärmepumpe muss somit weniger leisten und braucht weniger Strom.
Auch die Kombination einer Wärmepumpe mit Solarthermie kann sich lohnen. Eine Solarthermie-Anlage zur Heizungsunterstützung trägt durchschnittlich zu 25 Prozent zur Erhitzung des Heizwassers bei. Da sie im Sommer die Brauchwasser-Erwärmung komplett übernehmen kann, macht sie sich auch gut in Kombination mit einer Pelletheizung. Diese können Sie dann im Sommer ausschalten und dadurch Pellets sparen.
Weiterhin hoher Energieverbrauch
So liegt gerade beim Heizen großes Energiesparpotenzial. Denn dessen Anteil am Energieverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts beträgt über 70 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass über 60 Prozent aller Gebäude in Deutschland nicht ausreichend gedämmt und luftdicht sind. Dadurch verzeichnen sie Wärmeverluste von bis zu 80 Prozent und machen so hohe Vorlauftemperaturen erforderlich. Da eine Hochtemperatur-Wärmepumpe diese liefern kann, entfällt die Notwendigkeit einer energetischen Sanierung.
Doch nur, indem Sie sanieren, sparen Sie auch Energie und somit Heizkosten. Denn je mehr Wärme Sie im Gebäude halten, desto weniger stark muss das Heizwasser erhitzt werden. Und sind die Vorlauftemperaturen niedriger, genügt schon eine herkömmliche Wärmepumpe, um sie bereitzustellen. Sie verlieren dadurch nicht nur weniger Heizungswärme. Diese kommt dann auch viel effizienter zustande.
Um dies zu erreichen, ist nicht gleich eine komplette Sanierung erforderlich. So können schon einzelne Maßnahmen eine große Wirkung haben. Eine Dachdämmung beziehungsweise das Dämmen der obersten Geschossdecke reduziert die Wärmeverluste um rund 20 Prozent. Durch den Austausch Ihrer alten Fenster können Sie diese um circa 15 Prozent senken. Natürlich sind damit zusätzliche Kosten verbunden. Allerdings gibt es auch hierfür Förderung. Und da Sie bei geringerem Wärmebedarf weniger Energie zum Heizen benötigen, werden Sie dann auch weitere Preisanstiege bei Strom und Co. weniger stark treffen.
Fazit: Wann sich eine Hochtemperatur-Wärmepumpe lohnt
Was das Erhitzen von Heizwasser auf Vorlauftemperaturen von 60, 70 oder mehr Grad angeht, steht eine Hochtemperatur-Wärmepumpe Öl- oder Gasheizungen in nichts nach. Sie ist dabei sogar effizienter und vor allem umweltschonender. Für schlecht gedämmte Altbauten bedeutet das: Ein reiner Heizungstausch reicht.
Sollten Sie also den energetischen Zustand Ihres Hauses nicht verbessern können – zum Beispiel, weil es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt –, kann eine Hochtemperatur-Wärmepumpe für Sie eine Heizoption sein.
So stellt sie eine Alternative zur Pelletheizung dar, wenn Ihnen der Raum zur Lagerung der Pellets fehlt oder Sie nicht mit Holz heizen möchten.
Haben Sie bereits eine Photovoltaik-Anlage oder planen deren Anschaffung, dann steigern Sie Ihren Eigenverbrauch, wenn Sie einen Teil des Solarstroms für die Wärmepumpe nutzen. An sonnigen Tagen sind dann auch deren Stromkosten niedriger.
Ebenfalls in Erwägung gezogen werden kann eine Hochtemperatur-Wärmepumpe für Altbauten, die zwar bereits teilweise saniert sind, aber deren Vorlauftemperaturen bei um die 55 Grad Celsius liegen. Eine herkömmliche Wärmepumpe ist zwar in der Lage, diese bereitzustellen. Dafür muss sie jedoch sehr oft volle Leistung bringen, was zu Lasten ihrer Effizienz geht. Die Hochtemperatur-Wärmepumpe hingegen meistert den Grenzbereich spielend und könnte somit die bessere Wahl sein.
Welches Heizsystem für Ihr Haus das beste wäre, können Ihnen ein Energieberater oder die Mitarbeiter eines Heizungsfachbetriebs sagen. Diese machen sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten und können dabei auch überprüfen, ob Ihre Heizkurve korrekt eingestellt ist. Möglicherweise brauchen Sie gar keine so hohen Vorlauftemperaturen, um Ihre Räume warm zu bekommen. In dem Fall kämen Sie schon mit einer Standard-Wärmepumpe aus.
Sie heizen derzeit mit einer Vorlauftemperatur von 70 Grad Celsius oder mehr? Sie gehen daher davon aus, dass als neues Heizsystem nur eine Hochtemperatur-Wärmepumpe infrage kommt?
➢ Falsch! Früher sind die Installateure häufig auf Nummer sicher gegangen: Sie haben die Heizkörper lieber etwas größer gewählt und die Vorlauftemperatur etwas höher eingestellt, um später nicht nachjustieren zu müssen, weil der Kunde friert. Viele Altbauten bräuchten also eigentlich gar kein 70 Grad heißes Heizwasser. Und wenn doch, müssen Sie meist nur einzelne Heizkörper tauschen, um die Vorlauftemperatur zu senken.
➢ Vor der Wahl einer Wärmepumpe sollten Sie daher Folgendes tun:
-
Ermitteln Sie Ihren Wärmebedarf. So geht's: Sie brauchen dafür Ihren jährlichen Gas- oder Ölverbrauch. 1 Kubikmeter Gas und 1 Liter Heizöl entsprechen jeweils etwa 10 kWh. Wenn Sie auch Ihr Warmwasser per Heizkessel erhitzen, ziehen Sie im nächsten Schritt von Ihrem Verbrauch pro Hausbewohner 1.000 kWh ab. Teilen Sie den Wert dann durch die beheizte Wohnfläche (z. B. 20.000 kWh / 150 qm = 133,33 kWh/qm). Liegt der Wert unter 150 kWh/qm pro Jahr, werden Sie wahrscheinlich keine hohe Vorlauftemperatur brauchen, um Ihr Haus warm zu bekommen.
-
Senken Sie an mehreren kalten Tagen schrittweise die Vorlauftemperatur. Schauen Sie dabei, ob auch weiterhin überall die gewünschte Raumtemperatur erreicht wird.
-
Lassen Sie eine Heizlast-Berechnung erstellen, wenn dies in einigen Räumen nicht der Fall ist. So finden Sie heraus, wie groß Ihre Heizkörper dort sein müssen, um auch bei niedrigerer Vorlauftemperatur für ausreichend Wärme zu sorgen.
-
Tauschen Sie zu kleine Heizkörper gegen größere oder leistungsfähigere aus. Diese haben mehr Heizbleche oder nutzen Lüfter und können so auch bei weniger heißem Heizwasser genug Wärme an den Raum abgeben.
-
Lassen Sie einen hydraulischen Abgleich durchführen. Dadurch stellen Sie sicher, dass alle Ihre Heizkörper gleichmäßig mit Heizwasser versorgt werden. Es kann nämlich auch sein, dass Ihre Vorlauftemperatur erhöht wurde, weil manche Räume zu wenig Heizungswasser erhielten und die Heizkörper dadurch nicht richtig warm wurden. Denn: Je heißer das Wasser, desto mehr Wärme kann auch schon bei geringer Menge abgegeben werden.
Oft reichen diese Maßnahmen schon aus, um Ihr Haus fit für eine Standard-Wärmepumpe zu machen. Die ist günstiger, effizienter und beschert Ihnen geringere Heizkosten.

Ariane Müller, Fachredakteurin für Energiethemen & Produzentin des Podcasts "Energetisch & Effizient"
Immer zuerst informiert
Bauherren Newsletter
- Aktuelle Tipps und Trends
- Innovationen, Tools & Rechner
- Neues zu Förderungen und Gesetzen
Mit der Anmeldung für unseren Newsletter, erklären Sie sich damit einverstanden, regelmäßig von uns per
E-Mail Informationen rund um die Themen Heiztechnik, Solaranlagen & Handwerk zu erhalten. Sie können
sich jederzeit wieder von unserem Newsletter abmelden. Nähere Informationen zur Abmeldung finden Sie in
unserer
Datenschutzerklärung.
Anzahl Abonnenten: 34261
Ariane Müller ist Fachredakteurin für energetisches Bauen und Sanieren. Sie informiert über die verschiedenen Heizungsarten, die Möglichkeiten der eigenen Stromgewinnung und Wege zur besseren Gebäudedämmung.