Manche alten Heizkörper sind nicht mit einem Entlüftungsventil ausgestattet. Die Heizung lässt sich somit nicht per Vierkantschlüssel entlüften. Stattdessen muss dies mittels zweier Zangen über den Vorlauf erfolgen. Hier ist aber davon abzuraten, die Heizung selbst zu entlüften, da die alten Verschraubungen leicht abreißen können. Die Folge wäre Heizungswasser in der ganzen Wohnung. Lassen Sie daher bei Rippenheizkörpern besser einen Experten die Entlüftung übernehmen.
Inhalt
Wie entlüftet man eine Heizung?
Wird Ihre Heizung nicht warm und Sie möchten Ihre Heizung selbst entlüften, sind dafür weder viel Zeit noch große Kenntnisse oder eine teure Ausrüstung erforderlich. Unsere Anleitung zeigt Ihnen, wie Sie mit nur drei Hilfsmitteln in sechs Schritten einen Heizkörper entlüften können. Die Reihenfolge lautet dabei wie folgt:
1. Utensilien bereitlegen
Bevor Sie sich daran machen können, Ihre Heizung zu entlüften, müssen Sie ein paar Hilfsmittel parat haben. So brauchen Sie einen Entlüftungsschlüssel. Diesen standardisierten Vierkantschlüssel erhalten Sie für um die 2 Euro im Baumarkt oder Sanitär-Fachgeschäft. Haben Sie gerade keinen zur Hand, können Sie auch auf einen Schlitzschraubenzieher oder eine Zange zurückgreifen. Allerdings geht mit deren Verwendung eine gewisse Verletzungsgefahr einher, sodass diese Form der Entlüftung eher die Ausnahme bleiben sollte.
Des Weiteren benötigen Sie einen Behälter, um das austretende Wasser aufzufangen. Dies kann ein leerer Joghurtbecher, ein kleiner Eimer oder eine Schüssel sein. Im Fachhandel gibt es sonst auch Entlüftungsschlüssel mit integriertem Auffangbehälter (Kosten rund 6 Euro).
Auch einen Lappen sollten Sie bereitlegen, um herunterlaufendes oder herausspritzendes Wasser sofort aufnehmen zu können. Befinden sich unter den Heizkörpern empfindliche Böden, wie Parkett, empfiehlt sich außerdem, den Bereich mit Handtüchern abzudecken, um Wasserschäden zu vermeiden.
2. Umwälzpumpe abschalten
Eine Heizung ist ein geschlossener Kreislauf, bei dem Wasser zunächst erwärmt und dann über Rohre zu den Heizkörpern transportiert wird, welche dann die Wärme an die Räume abgeben. Damit das Wasser in den Rohren zirkulieren kann, braucht es die Umwälzpumpe. Genau dieses Zirkulieren des Heizungswassers ist jedoch kontraproduktiv, wenn es darum geht, die Heizkörper zu entlüften.
Denn damit Sie alle Luft aus dem Heizsystem entfernen bekommen, muss sich diese oben am Heizkörper sammeln. Dies kann sie aber nur, wenn sie nicht vom zirkulierenden Wasser mitgerissen wird. Daher besteht der erste Arbeitsschritt beim Heizung-Entlüften darin, die Umwälzpumpe abzustellen. Anschließend sollten Sie 30–60 Minuten warten.
In einer Mietwohnung werden Sie höchstwahrscheinlich keinen Zugang zum Heizraum haben. In diesem Fall müssen Sie Ihre Heizung entlüften, ohne die Umwälzpumpe abzustellen. Alternativ können Sie dort aber während des Entlüftens die Heizung ausstellen.
3. Thermostate voll aufdrehen
Bevor Sie Ihre Heizkörper entlüften, sollten Sie deren Thermostate auf die höchste Stufe stellen. Dies sorgt dafür, dass sich die Heizkörper mit Luft und Wasser füllen. Da diese sich bei Erhitzung ausdehnen, stellen Sie so sicher, auch wirklich alle in der Heizung befindliche Luft aus dieser zu entfernen.
Durch das vollständige Aufdrehen des Thermostats füllt sich der Heizkörper mit heißem Wasser und heißer Luft. | Foto: © MFOTO / Adobe Stock
4. Heizkörper entlüften
Nach Ablauf der Wartezeit begeben Sie sich zum ersten Heizkörper. Falls Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, empfiehlt sich der Heizkörper, der der Heizanlage am nächsten ist. Erstreckt sich Ihre Heizung über mehrere Etagen, beginnen Sie am besten mit einem niedrig gelegenen.
Den Lappen in Griffweite, halten Sie mit einer Hand das Auffangbehältnis nah unter die Auslassöffnung des Entlüftungsventils. Dies befindet sich bei der Heizung auf der gegenüberliegenden Seite des Thermostats (bei Handtuchheizkörpern meist oben).
Mit der anderen Hand setzen Sie nun den Entlüftungsschlüssel an das Ventil an und drehen es langsam gegen den Uhrzeigersinn (also nach links). Meist reicht eine Viertel- oder halbe Drehung. Denn drehen Sie zu weit oder zu schnell, könnten Sie vom austretenden Wasser überrascht werden.
Sowohl die austretende Luft als auch das auslaufende Heizungswasser können heiß sein. Auch besteht die Möglichkeit, dass sich Schmutz im Wasser befindet. Treffen Sie also beim Heizung-Entlüften entsprechende Vorkehrungen, um sich und Ihre Teppiche und Tapeten zu schützen.
Hören Sie ein Zischen, bedeutet das, dass die Luft entweicht. Weiter brauchen Sie dann nicht mehr zu drehen. Sobald Wasser in einem konstanten Strahl die Öffnung verlässt, ist der Heizkörper entlüftet und Sie können das Ventil wieder schließen. Achten Sie darauf, dies nicht zu fest zu tun, damit Sie es auch beim nächsten Mal wieder aufbekommen.
Nun können Sie die Prozedur auch an allen anderen Heizkörpern durchführen. So mag Ihnen zwar nur einer Probleme bereiten. Da Luft jedoch wandert, gehen Sie jedoch auf Nummer sicher, wenn Sie gleich alle Heizkörper auf einmal entlüften. Sonst kann es sein, dass den Vorgang schon bald an anderer Stelle wiederholen müssen.
Führen Sie eine Komplett-Entlüftung durch, sollten Sie sich den am höchsten gelegenen Heizkörper für zuletzt aufsparen. Denn da Luft leichter als Wasser ist, steigt sie nicht nur innerhalb der Heizkörper, sondern auch innerhalb des Heizkreises auf. Gehen Sie dagegen beim Heizung-Entlüften von oben nach unten vor, kann es sein, dass Sie am Ende den ersten Heizkörper erneut entlüften müssen, weil er sich inzwischen wieder mit Luft gefüllt hat.
5. Umwälzpumpe wieder anschalten
Nachdem Sie alle Heizkörper entlüftet haben, können Sie die Umwälzpumpe beziehungsweise die Heizung wieder anstellen, um zum normalen Heizbetrieb zurückzukehren. Auch an das Herunterdrehen der Thermostate sollten Sie denken. Nach einer Stunde können Sie dann noch einmal den betroffenen Heizkörper überprüfen. Sind nun keine Geräusche mehr zu vernehmen, war die Heizungsentlüftung erfolgreich.
6. Wasserdruck prüfen
Da beim Entlüften nicht nur Luft, sondern auch Wasser die Heizkörper verlässt, sollten Sie hinterher, auch checken, ob der Wasserdruck noch hoch genug ist. Dies erfahren Sie über das in der Nähe des Heizkessels angebrachte Manometer. Bei älteren Modellen weist eine farbliche Kennzeichnung den Idealdruck aus. Haben Sie ein neueres, gibt ein Blick in die Bedienungsanleitung Aufschluss darüber.
Am Manometer können Sie überprüfen, ob sich der Wasserdruck nach dem Heizkörper-Entlüften noch im Idealbereich befindet. | Foto: © flashpics / Adobe Stock
Ist der Druck zu niedrig, muss Wasser nachgefüllt werden. Dies können Sie als Hausbesitzer entweder selbst tun, z. B. mittels eines Gartenschlauchs, oder von einem Installateur erledigen lassen. Leben Sie in einer Mietwohnung, muss sich Ihr Vermieter darum kümmern. Daher sollten Sie ihn stets umgehend über Heizungsprobleme informieren. Beauftragen Sie stattdessen eigenmächtig einen Heizungsfachbetrieb, kann es sein, dass Sie auf den Kosten sitzenbleiben.
In einem Mehrfamilienhaus ist stets der Vermieter für die Instandhaltung der Heizungsanlage zuständig (§ 535 BGB). Dazu gehört auch deren Wartung, welche die Heizungsentlüftung miteinschließt. Als Mieter sind Sie daher nicht verpflichtet, diese in Ihrer Wohnung vorzunehmen. Hier greift auch nicht die Kleinreparaturklausel.
Da es jedoch aufgrund des geringen Aufwands einem Mieter zugemutet werden kann, die Heizung selbst zu entlüften, findet sich in manchen Mietverträgen eine Übertragung dieser Aufgabe. Aber auch ohne eine entsprechende Klausel sollten Sie erwägen, eigenständig Ihre Heizkörper zu entlüften. Denn meist ist dies schneller erledigt, als wenn Sie erst auf einen Termin warten müssen.
Wann und wie oft Sie Ihre Heizung entlüften sollten
Am besten warten Sie mit dem Entlüften nicht erst, bis Ihre Heizung schon gluckert oder die Heizung plätschert und nicht mehr genug Wärme abgibt. Denn dann befindet sich schon so viel Luft im Heizkörper, dass diese das Heizwasser verdrängt. Da Luft ein schlechterer Wärmeleiter ist, kann ein damit gefüllter Heizkörper nicht mehr ausreichend Wärme abgeben. Besonders im oberen Bereich, wo sich die leichtere Luft ansammelt, bleibt er dann oft kalt.
Und auch die Zirkulation des Wassers wird durch das Vorhandensein von Luft eingeschränkt. Somit braucht es länger, bis sich der Heizkörper erwärmt. Ist die Ursache nicht bekannt, wird meist einfach das Thermostat weiter aufgedreht. Dadurch geht jedoch viel Wärmeenergie ungenutzt verloren, was zusätzliche Kosten verursacht.
Die können auch entstehen, wenn es durch den zu langen Verbleib der Luft im Heizsystem zu Korrosionsschäden kommt. Diese können zu Undichtigkeiten führen, welche dann den Austausch von Anlagenbestandteilen zur Folge haben.
Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, sollten Sie es sich zur regelmäßigen Aufgabe machen, Ihre Heizkörper zu entlüften. So empfiehlt es sich, dies mindestens einmal pro Jahr zu tun, und zwar zu Beginn der Heizsaison. Denn dann war sie mehrere Monate nicht in Betrieb, was die Ansammlung von Luft begünstigt.
Da auch während der Heizperiode Luft in die Heizung gelangen kann, wäre es durchaus sinnvoll, Ihre Heizkörper zweimal im Jahr zu entlüften. Zu häufig sollten Sie dies aber auch nicht tun, um nicht zu oft Wasser nachfüllen zu müssen. Da das Nachfüllen von Wasser ebenfalls mit einem gewissen Lufteintrag verbunden ist, sollten Sie auch nach jedem Nachfüllvorgang die Heizung entlüften.
Die Arbeit des manuellen Heizung-Entlüftens entfällt, wenn Sie Ihr Heizsystem mit automatischen Entlüftungsventilen ausstatten, welche es in verschiedenen Ausführungen gibt. Diese haben den Vorteil, Luft sofort aus dem Heizkreislauf zu entfernen, sodass es erst gar nicht zu Einschränkungen kommen kann. Nachteil daran kann aber sein, dass Leckagen erst später entdeckt werden. Auch sollten Sie diese Ventile regelmäßig warten lassen, da sie bei Defekt sogar selbst einen Lufteintrag bewirken können.
Bei Einfamilienhäusern lohnt sich der Einbau nur bedingt, da hier der Aufwand, die Heizung zu entlüften, gering ist. In Mehrfamilienhäusern mit vielen Heizkörpern, für deren Wartung erst Termine vereinbart werden müssen, können Sie dagegen eine deutliche Zeitersparnis bedeuten.
Heizkörper entlüftet – und dennoch oft kalt?
Sie entlüften bereits regelmäßig Ihre Heizkörper, sehen sich aber dennoch immer wieder mit ausbleibender Wärme konfrontiert? Dann wird es Zeit, Ursachenforschung zu betreiben. Denn nicht nur beim Nachfüllen und Erhitzen von Wasser gelangt Luft ins Heizsystem.
Ist die Membran des Ausdehnungsgefäßes porös geworden, dringt der dort enthaltene Stickstoff ins Heizungswasser ein. Undichtigkeiten an Verschraubungen und Pressverbindungen oder in den Rohren können ebenfalls für die Ansammlung von Luft sorgen. Des Weiteren wird deren Eintrag ins Heizsystem durch Diffusion bei Kunststoffrohren begünstigt.
Wenn also bei Ihnen öfter mal die Heizkörper gluckern, sollten Sie einen Fachbetrieb eine Heizungswartung durchführen lassen. Auf diese Weise sparen Sie sich nicht nur wiederholtes Entlüften, sondern auch hohe Heizkosten. Durch den von der Luft verursachten Wärmeverlust betragen diese bis zu 15 Prozent mehr.
Dass es in einigen Räumen nicht richtig warm wird, muss nicht zwangsläufig etwas mit angestauter Luft zu tun haben. Häufig lässt sich der Grund dafür auch beim Thermostat finden. Denn ist dessen Metallstift verklemmt oder verkalkt, beeinträchtigt dies die Temperaturreglung. Werden Heizkörper, die weiter von der Heizungsanlage entfernt sind, nicht richtig warm, könnte dies am Fehlen eines hydraulischen Abgleichs liegen. In diesen Fällen kann das Heizung-Entlüften keine Abhilfe schaffen, sondern nur die Beseitigung der Ursache durch einen Installateur.
Fazit: Eine Heizung richtig entlüften – kleiner Aufwand, große Wirkung
Eine Heizung richtig zu entlüften, ist nicht schwer. Mit einem Entlüftungsschlüssel, einem Auffangbehälter und einem Lappen ist der Vorgang innerhalb weniger Minuten durchführbar. Da kein Vorwissen erforderlich ist, können Sie dies in den meisten Fällen selbst machen. Möchten Sie die Arbeit lieber von einem Fachbetrieb erledigen lassen, kostet Sie die Heizungsentlüftung zwischen 50 und 80 Euro.
Als Mieter müssen Sie diese Aufgabe nicht übernehmen, können es aber. Sie sollte in jedem Fall mindestens einmal im Jahr durchgeführt werden, da Luft im Heizsystem nicht nur Geräusche verursacht, sondern auch die Heizkosten um bis zu 15 Prozent ansteigen lässt und für Schäden sorgen kann. Wenn Sie also regelmäßig zu Beginn der Heizperiode alle Ihre Heizkörper entlüften, brauchen Sie sich weniger Sorgen machen, dass diese dann kalt bleiben, wenn Sie die Wärme am meisten benötigen.