Mit einem hydraulischen Abgleich wird ein Heizsystem an den tatsächlichen Wärmebedarf angepasst. Dafür erfolgt zunächst eine eingehende Heizlastberechnung für jeden einzelnen Raum. Anhand dieser können anschließend Einstellungen an den Komponenten des Wasserkreislaufs (Wärmeerzeuger, Heizkörper, Umwälzpumpe) vorgenommen werden, um eine gleichmäßige Wärmeverteilung zu erreichen. Ist das System dann abgeglichen, arbeitet es künftig effizient und kostensparend, da keine Energie mehr verschwendet wird.
Wie ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wird und was er bewirkt
- Wie ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wird und was er bewirkt
- Warum eine Heizung ohne hydraulischen Abgleich ineffizient arbeitet
- Wann ein hydraulischer Abgleich sinnvoll und erforderlich ist
- Wann der hydraulische Abgleich Pflicht ist
- Wie wird ein hydraulischer Abgleich der Heizung gemacht?
- Fazit: Hydraulischer Abgleich bringt Heizung Einsparpotenzial
Warum eine Heizung ohne hydraulischen Abgleich ineffizient arbeitet
Wassergeführte Heizungsanlagen funktionieren nach folgendem Prinzip: Ein zentraler Wärmeerzeuger, z. B. eine Gasheizung, erwärmt das Heizwasser, welches anschließend mittels Umwälzpumpe durch die Rohrleitungen zu Heizkörpern oder Fußbodenheizungen transportiert wird, die die Wärme dann an den Raum abgeben.
Kalte Heizkörper durch ungleiche Wärmeverteilung
Ist dieses System nicht richtig eingestellt, sprich hydraulisch abgeglichen, hat dies zur Folge, dass Heizkörper, die weiter vom Wärmeerzeuger entfernt sind, nicht mit ausreichend warmem Wasser versorgt werden. Das liegt daran, dass Wasser sich stets den Weg des geringsten Widerstands sucht und mit zunehmender Rohrlänge auch der Strömungswiderstand zunimmt. Die am nächsten gelegenen Heizkörper erhalten somit mehr warmes Wasser als die weiter entfernten. Letztere bekommen dann nicht genug Wärme.
Geringerer Wirkungsgrad durch hohe Rücklauftemperatur
Gleichzeitig hat die Wärmeverteilung an den ersten Heizkörpern den größten Einfluss auf die Höhe der Rücklauftemperatur. Denn da sie nur einen Teil der zur Verfügung gestellten Wärme benötigen, fließt das Heizwasser auch nur geringfügig abgekühlt, also mit einer hohen Rücklauftemperatur, zum Wärmeerzeuger zurück.
Gerade Brennwertheizungen brauchen jedoch eine möglichst niedrige Rücklauftemperatur. Denn sie gewinnen zusätzliche Wärmeenergie, indem sie die Verbrennungsgase abkühlen. Je höher jedoch die Rücklauftemperatur, desto weniger Energie kann auf diesem Weg gewonnen werden. Ohne hydraulischen Abgleich können Brennwertheizungen somit nicht ihre volle Effizienz ausspielen.
Des Weiteren sorgt eine hohe Rücklauftemperatur dafür, dass der Wärmeerzeuger sich öfter aus- und wieder einschaltet. Dieses sogenannte Takten führt zu weiteren Wärmeverlusten während der Abkühlungsphasen des Brenners, einer unvollständigen Verbrennung während der Anlaufphase und erhöhtem Verschleiß.
Bei nicht optimal eingestellter Heizung kommt es zu Energieverlusten. Ein hydraulischer Abgleich schafft Abhilfe. | Video: © Deutsche Energie-Agentur dena
Höhere Wärmeverluste durch höhere Vorlauftemperatur
Ebenfalls negativ auf die Effizienz eines Heizsystems wirken sich die Maßnahmen aus, die häufig anstelle eines hydraulischen Abgleichs ergriffen werden, um auch den weiter entfernten Heizkörpern genug Wärme zukommen zu lassen. So kann eine Erhöhung der Vorlauftemperatur durchaus dafür sorgen, dass auch sie in der Lage sind, eine optimale Raumtemperatur zu erreichen.
Allerdings erhalten nun auch die vorherigen Heizkörper mehr Wärme, um nicht zu sagen, ein Überangebot davon. Zwar lässt sich die Wärmeübergabe durch das Herunterstellen des Thermostats reduzieren. Die Wärmeverluste über die oft ungedämmten Heizungsrohre nehmen jedoch zu. Außerdem benötigt der Wärmeerzeuger mehr Energie, z. B. in Form eines gesteigerten Brennstoffverbrauchs, um die höhere Vorlauftemperatur bereitzustellen.
Stromverschwendung und Strömungsgeräusche durch höhere Pumpenleistung
Ebenfalls mit zusätzlichem Energieaufwand verbunden ist eine Leistungssteigerung der Umwälzpumpe. So kann diese dann zwar für eine höhere Strömungsgeschwindigkeit sorgen und somit auch den entfernteren Heizkörpern mehr Heizwasser zukommen lassen. Allerdings ist dafür auch mehr Strom erforderlich.
Hinzukommt, dass eine stärkere Strömung Geräusche (wie ein Gluckern, Pfeifen oder Rauschen) in den Rohrleitungen oder Heizventilen verursachen kann. Außerdem kann der erhöhte Pumpendruck sich negativ auf die Thermostat-Reglung auswirken. Als Folge kann es zu einem sogenannten Überschwingen kommen, bei dem die Raumtemperatur mal zu hoch und dann wieder zu niedrig ausfällt.
Wann ein hydraulischer Abgleich sinnvoll und erforderlich ist
Dies sind somit nur Behelfslösungen, die das zugrunde liegende Problem nicht beseitigen, sondern stattdessen zu höheren Heiz- und Stromkosten sowie unangenehmen Geräuschen führen. Nur ein hydraulischer Abgleich schafft es, die Wärmeverteilung energieeffizient auszulegen. Allerdings wurde er im Durchschnitt bei über 80 % aller Heizungen in Deutschland noch nicht durchgeführt.
Dabei sorgt ein hydraulischer Abgleich für eine Einsparung bei Heiz- und Stromkosten von bis zu 15 %. Wie hoch sie genau ausfällt, hängt dabei von Ihrem persönlichen Heizverhalten sowie Art und Alter Ihres Heizsystems. So ist ein hydraulischer Abgleich besonders bei Wärmepumpen und Brennwertheizungen sinnvoll. Denn während Brennwertheizungen eine niedrige Rücklauftemperatur benötigen, hängt die Effizienz der Wärmepumpen von einer niedrige Vorlauftemperatur ab. Aber auch eine alte Gasheizung kann durch einen hydraulischen Abgleich wieder etwas an Effizienz gewinnen. Sollten die Brennstoffpreise weiter steigen, amortisieren sich die Kosten des hydraulischen Abgleichs dann schon nach wenigen Jahren.
Ebenfalls durchgeführt werden sollte der hydraulische Abgleich, wenn ein Altbau modernisiert wurde. Haben Sie durch Wärmedämmung oder neue Fenster die Wärmeverluste des Gebäudes gesenkt oder durch einen Heizkörpertausch bzw. den Einbau einer Fußbodenheizung die Wärmeverteilung optimiert, wurden damit auch die Voraussetzungen für das Heizsystem verändert. Es muss nun also an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Wann der hydraulische Abgleich Pflicht ist
Im Falle einer Erneuerung von Anlagenkomponenten, eines Heizungstausch sowie der ersten Heizungsanlage im Neubau ist der hydraulische Abgleich sogar Pflicht. So besagt es die DIN 18380 VOB/C. Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) und dessen Vorgänger, der Energieeinsparverordnung (EnEV), findet er ebenfalls Erwähnung – allerdings ohne explizite Verpflichtung zur Durchführung.
Dafür aber ist ein hydraulischer Abgleich Voraussetzung, wenn Sie für die neue Heizung Förderung erhalten wollten. So wird Ihnen diese nur gewährt, wenn Sie dessen Durchführung durch einen Fachbetrieb belegen können. Dafür wird dann aber der hydraulische Abgleich gleich mitgefördert.
Seit 1. Oktober 2022 ist der hydraulische Abgleich im Rahmen des Heizungschecks Pflicht. So schreibt die Mittelfristenergieversorgungsmaßnahmenverordnung (EnSimiMaV) für Gasheizungen in Wohngebäuden folgendes vor:
- Bei Gebäuden mit mindestens 1.000 m2 beheizter Wohnfläche bzw. 10 Wohneinheiten muss der hydraulische Abgleich bis 30.09.2023 durchgeführt werden.
- Bei Wohngebäuden mit mindestens 6 Wohneinheiten ist dies bis zum 15.09.2024 Pflicht.
Dies verdeutlicht, dass die Regierung den hydraulischen Abgleich als wichtiges Mittel zur Einsparung von Energie ansieht.
Wie wird ein hydraulischer Abgleich der Heizung gemacht?
Um eine Heizungsanlage entsprechend zu optimieren, sind mehrere Schritte notwendig.
Gebäudebetrachtung und Datenberechnung
Zunächst müssen wichtige Parameter des Gebäudes erfasst werden. Diese dienen dann der Ermittlung der Heizlast eines jeden Raums sowie der darauf aufbauenden Berechnung, welche Einstellungen für einen hydraulischen Abgleich vorzunehmen sind. Dabei kann auf zwei Arten vorgegangen werden:
Ein hydraulischer Abgleich nach Verfahren A kommt bei Altbauten zum Einsatz, bei denen manche Gebäude-Daten (wie die Art des Wandaufbaus) nicht mehr zur Verfügung stehen. In dem Fall wird mit Schätzwerten basierend auf den Baustandards zum Zeitpunkt der Gebäude-Errichtung gearbeitet. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die vorhandenen Heizkörper korrekt auf die Heizlast ausgelegt wurden. Die Berechnung kann hierbei u. a. mittels eines Datenschiebers erfolgen. Ein nur auf Vergleichswerten basierender hydraulischer Abgleich hat den Nachteil, dass er recht ungenau ist (zweistellige Fehler keine Seltenheit) und somit nicht garantiert werden kann, dass die gewünschte Verbesserung auch erzielt wird.
Höheres Einsparpotenzial ist mit einem hydraulischen Abgleich nach Verfahren B gegeben und kommt u. a. bei Neubauten zum Einsatz. Denn hierbei erfasst ein Heizungsexperte bei einem Vor-Ort-Termin alle notwendigen Daten:
- Raumgröße
- Fläche und Dämmzustand der Außenwände
- Art und Größe der Fenster
- Art und Größe der Heizkörper
- Größe der Thermostatventile
- Länge und Durchmesser der Rohrleitungen
- Spreizung (Differenz zwischen Vor- und Rücklauftemperatur)
Anschließend werden die Berechnungen für den hydraulischen Abgleich per Software durchgeführt. Auch Apps können dabei zur Anwendung kommen. Es wird dann auch überprüft, ob die Heizleistung der Heizkörper überhaupt der Heizlast angemessen ist oder ein Heizkörpertausch ratsam wäre. Diese Methode ist somit viel aufwändiger, was sich auch im Preis niederschlägt. Dafür ist sie exakter, sodass eine individuell angepasste Optimierung mit größerer Erfolgsaussicht erfolgen kann.
Bei Verfahren A liegt der Preis in einem Einfamilienhaus mit 10 Heizkörpern bei rund 400 Euro. Lassen Sie einen hydraulischen Abgleich nach Verfahren B durchführen, betragen die Mehrkosten etwa 300 Euro. Müssen voreinstellbare Ventile angebracht werden, kommen noch einmal rund 400 Euro dazu. Ist auch ein Austausch der Umwälzpumpe notwendig, liegt deren Anschaffungspreis ebenfalls bei um die 400 Euro.
Einstellung der Komponenten
Wurden nun ausgehend von der Heizlast der einzelnen Räume ausgerechnet, welche Heizwassermenge (Volumenstrom) jeweils benötigt werden, können die entsprechenden Einstellungen vorgenommen werden. Dafür ist das Vorhandensein von voreinstellbaren Ventilen erforderlich, welche unter dem Thermostatkopf angebracht werden. Verfügen Ihre Heizkörper noch nicht darüber, sind sie damit auszustatten. An ihnen können nun die Widerstände festgelegt werden. So sollten diese bei den näher gelegenen Heizkörpern höher sein als bei den weiter entfernten, um für eine gleichmäßige Wärmeverteilung zu sorgen.
An der Umwälzpumpe ist dann die dafür nötige Pumpenleistung einzustellen. Dabei sollte eine moderne Hocheffizienzpumpe zum Einsatz kommen. Denn im Gegensatz zu alten Heizungspumpen ist diese in der Lage, Veränderungen bei den Widerständen zu erkennen und ihre Leistung entsprechend anzupassen. Damit ist sie viel energiesparender und senkt ihre Stromkosten um ein Vielfaches.
Auch eine Senkung der Vorlauftemperatur ist im Rahmen eines hydraulischen Abgleichs oft möglich. Denn da nun die Wärmeverteilung über Durchflussmenge und Pumpendruck optimiert wurde, ist keine hohe Vorlauftemperatur mehr erforderlich, um auch den entfernteren Heizkörpern ausreichend Wärme zukommen zu lassen. Sie sparen künftig also auch Brennstoff.
Ein hydraulischer Abgleich Ihrer Heizung ermöglicht das Absenken der Vorlauftemperatur. | Foto: © Ralf Geithe / Adobe Stock
Übrigens ist auch bei Fußbodenheizungen ist ein hydraulischer Abgleich möglich. Allerdings ist er da ein wenig aufwändiger. Gleiches gilt für den hydraulischen Abgleich bei Einrohrheizungen. Denn aufgrund der anderen Voraussetzungen müssen auch andere Einstellungen vorgenommen werden.
Nur von Fachpersonal durchführen lassen
Die Dauer eines hydraulischen Abgleichs beträgt meist mehrere Stunden, abhängig von der Größe der Heizungsanlage. Unter Umständen erfolgen Datenerfassung und Berechnung an einem Tag und die Umsetzung an einem anderen. Auch wenn es einfacher und billiger scheinen mag, den hydraulischen Abgleich selbst durchzuführen, ist davon abzuraten.
So bedürfen die Berechnungen und Einstellungen einiger Fachkenntnisse. Auch verfügen Heizungsexperten über spezielle Software. So gibt es im Internet zwar kostenlose Programme. Doch diese arbeiten nur mit Schätzwerten. Soll der hydraulische Abgleich wirklich Einsparungen bringen, sollten Sie ihn von einem Fachbetrieb durchführen lassen.
Fazit: Hydraulischer Abgleich bringt Heizung Einsparpotenzial
Durch die auf den jeweiligen Wärmebedarf eines jeden Raums ausgelegte Einstellung der Wassermenge sorgt der hydraulische Abgleich dafür, dass jeder Heizkörper ausreichend mit Wärme versorgt – unabhängig von seiner Entfernung zum Wärmeerzeuger. Dies erhöht nicht nur Ihren Wohnkomfort, sondern lässt Sie auch einiges an Strom und Brennstoff sparen. Abhängig von Ihrem Heizverhalten sowie Art und Zustand Ihres Wärmeerzeugers beträgt die Energieeinsparung bis zu 15 %. Denn nun muss dieser nicht mehr mit erhöhter Vorlauftemperatur und die Umwälzpumpe nicht mehr mit gesteigerter Leistung arbeiten, um im ganzen Haus optimale Raumtemperaturen bereitstellen zu können. Auch dazu resultierende Strömungsgeräusche treten anschließend nicht mehr auf. Stattdessen dürfen Sie sich über eine effiziente Wärmeerzeugung freuen, die ohne Energieverschwendung und unnötige CO2-Emissionen auskommt.